14.01.2010
Das beste Fussballspiel auf der Wii
Nachdem EAs Nicht-Fisch-Nicht-Fleisch Kick Fifa 2010 Wii bei vielen Gamern durchgefallen ist, kann man froh darüber, dass zumindest Konami, mit seiner Pro Evolution Soccer Reihe auf der Wii, weiß, wo sie hinwollen.
Da mein letztes PES die 2008er Version war, kann ich die aktuelle Version nur mit dieser vergleichen.
Umfang
Neben dem einfachen Einzelspiel oder Trainingsmodus, gibt es den Championsroad Modus. Man könnte ihn als eine kleinere Variante des Meisterligamodus bezeichnen. In ihm kann man Punkte erzielen, in dem man bestimmte Aufgaben während eines Ligaspiels erfüllt, wie z.B. "schaffen sie einen Hattrick" oder "erzielen sie ein Tor nachdem vorher der Ball 10x am Stück in den eigenen Reihen gelaufen ist". Mit den daraus gewonnen Punkten hat man später die Möglichkeit mehr Spieler der Mannschaft gegen die man angetreten ist in das eigene Team zu holen. Ein ganz netter Modus, der allerdings den Meisterligamodus nicht ersetzen kann. Dieser fehlte unverständlicher Weise nämlich noch in PES 2008, ist nun in der 2010er Version aber vorhanden und im Singleplayermodus definitiv das Herzstück des Spiels.
In ihr startet man mit einem unterklassigen Team (mit Fantasiespielern) in irgendeiner Liga, die man selbst wählen kann. Man absolviert Liga, Pokalspiele und auch Champions League Matches, sofern man sich in der Vorsaison für diese qualifizieren konnte. Man kann Transfers vornehmen, also Spieler verkaufen oder kaufen, muss dabei aber beachten, dass man am Ende der Saison, die Spielergehälter noch bezahlen kann. Steigert sich die Popularität des Teams, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass bessere Spieler ein Transferangebot eurerseits nicht ablehnen. Zudem verbessern sich die Werte der Spieler eures Teams von Spiel zu Spiel oder durch Trainingseinheiten, die man zusätzlich ausführen lassen kann.
Wem das alles doch zu kompliziert oder zu langwierig ist, kann sich natürlich an den unterschiedlichsten Wettbewerben, wie Weltmeisterschaft, kontinentale Meisterschaften, Ligen oder der original lizensierten Champions League austoben. Neben der englischen, niederländischen, spanischen, französischen und italienischen Liga fehlt leider auch diesmal die deutsche Liga.
Aufgebohrt, im Vergleich zu PES 2008, wurde der Editier Modus. Konnte man in letztgenanntem gerade mal die Namen verändern, kann man nun in 2010 eigene Spieler erstellen, Mannschaften bearbeiten, Trikots erstellen, Transfers vornehmen, (aktuell z.B.: Patrick Viera von Inter Mailand zu Man City) und vieles mehr.
Steuerung
(Nunchuk und Wiimote = Playmaker Steuerung)
Hierbei ist der B-Knopf zu nennen, da dieser gleich 4 Funktionen übernimmt. So ist er für den Pass, den Pass in den Lauf, für das Flanken und das Schiessen zuständig. Ist man also selbst in Ballbesitz, so zeigt man einfach auf den Mitspieler, der den Ball bekommen soll und drückt "B". Visiert man einen freien Raum z.B. vor einem Mitspieler an, so wird automatisch ein Pass in den Lauf daraus. Und steht dieser weiter entfernt, wird aus dem Pass eine Flanke. Dies funktioniert überaus gut und sorgt dafür, dass Angriffe, die man sich in den Kopf gesetzt hat, auch tatsächlich umzusetzen sind.
Hat man es geschafft die gegnerische Abwehr auszuspielen, fehlt nur noch der Schuss ins Glück. In dem man den Nunchuk Controller schüttelt, wird der Schuss ausgeführt oder man drückt erneut den B Knopf und zielt dabei mit dem Pointer auf die Stelle des Tores, wo der Ball einschlagen soll. Letztere Möglichkeit zum Torschuss weiß sehr gut zu gefallen, da man so eher beeinflussen kann, ob in Richtung kurzer oder langer Pfosten oder wie flach oder hoch der Ball geschossen werden soll. Allerdings muss der B-Knopf zu lange gedrückt werden, bis ein wirklich harter Schuss ausgeführt wird. Auf höheren Schwierigkeitsstufen, in denen man kaum Zeit hat, sich mit dem Ball im gegnerischen Strafraum aufzuhalten, greift man also eher auf das Schütteln des Nunchuks zum Toreschiessen zurück. Schade!
Das Ausführen eines Hebers funktioniert dagegen wesentlich schneller und direkter als das Schießen mit "B". Durch Anheben der Wiimote führt man diesen durch. Je stärker die Hebebewegung, desto höher und weiter fällt der Heber aus.
Ein großes Plus der Steuerung mit Wiimote und Nunchuk ist die Möglichkeit mehrere der Spieler ohne Ball fast gleichzeitig in Bewegung zu versetzen. Indem man den oder die gewünschten Spieler mit gedrückter A Taste anvisiert und in die Richtung zieht in der er laufen soll, kann man auch das Spiel ohne Ball sehr gut kontrollieren. Da dabei, der sich im Ballbesitz befindende Spieler nicht in Vergessenheit geraten darf, gehört viel Übung und gute Koordination dazu, um diese Art Spielzüge ausführen zu können. Gelingt dies jedoch, stehen einem ganz neue Möglichkeiten zur Verfügung, die in der Form in einem PES für andere Konsolen nicht zu finden sind.
So lässt man den linken oder rechten Mittelfeldspieler hinterlaufen, bei Eckball die Angreifer am 16er im Pulk starten (z.B. einer Richtung erster Pfosten, einer Richtung zweiter Pfosten und einer Richtung 5 Meterraum) oder die Stürmer kreuzen. In diesen Momenten entfaltet die Wiisteuerung ihr großes Potenzial und lässt das Spielgeschehen noch mehr wie das echte Rasenschach anfühlen.
Auch im Abwehrverhalten wird Innovation groß geschrieben. So kann man direkt im Match Abwehrspieler zu- und Manndeckung anordnen, ohne dafür vorher in irgendwelchen Menüs seine wertvolle Zockerzeit dafür zu opfern. Durch diese quasi Echtzeitmanndeckung, kann man nun vorbeugen, dass der Gegner kontert und über eine Seite angreift und ein gegnerischer Stürmer in der Mitte ungestört auf die Flanke oder den Pass warten darf.
Der Einsatz der Abseitsfalle weiß ebenfalls zu gefallen. Wartet man den richtigen Moment ab und hebt dann kurz die Wiimote an, machen alle Abwehrspieler ein paar Schritte nach vorn, um somit den im Abseitsstehenden blöd aus der Wäsche gucken zu lassen.
Auch in Sachen Freistöße hat man mehrere Schritte nach vorn gemacht. Konnte man diese in PES 2008 nur durch das Schütteln der Nunchuks ausführen und hatte darüber hinaus keine Möglichkeit sonst irgendeinen Einfluss auf Schussstärke, Höhe oder Effet zu haben, ist dieses Problem beseitigt worden. Kurzum: Freistöße machen wieder richtig Laune.
Löblich zu erwähnen ist, dass sich Konami der Komplexität ihrer Wiimote und Nunchuk (Playmaker) Steuerung bewusst ist und spendiert PES 2010 neben einem ausgiebigen Trainingsmodus, wo alles wirklich Schritt für Schritt erlernt wird, zudem noch ein dickeres Handbuch, in dem man alle Steuerungsmöglichkeiten nochmals anhand von Bildern erklärt bekommt.
(Mit Controller)
Man kann jedoch nicht davon ausgehen, dass jeder Gamer die Lust oder Zeit hat, sich mit der Playmaker Steuerung, trotz aller Vorzüge, auseinanderzusetzen. Von daher gibt es die Möglichkeit das Game mit einem Controller zu spielen. Wer PES zuvor schon mal mit einem Gamepad auf anderen Konsolen oder dem PC gezockt hat, wird sich schnell zurecht finden, erst recht, wenn man sich den Classic Controller Pro von Nintendo zulegt, den ich an dieser Stelle wärmstens empfehlen kann.
Kleine Anmerkung: Verglichen mit den Demoversionen von PC oder X-Box 360 läuft PES 2010 für Wii mit Controller, vom Spielgeschehen her, flüssiger und angenehmer.
Wer ein Anfänger in Sachen Fussballvideogames ist und keinen Classic Controller hat, kann die Wiimote auch quer halten, wie bei Mario Bros. Wii. Mit 1 passen, mit 2 flanken und mit 1 und 2 zusammen schießt man. Allerdings sollte man so schnell wie möglich auf eine der anderen Steuerungsmöglichkeiten umsteigen.
Präsentation
Machen wir uns nichts vor. PES 2008 hatte grafisch nichts zu bieten, was man nicht schon in PES 5 vor über 4 Jahren zu sehen bekam. Selbst für Wii Verhältnisse war das einfach viel zu wenig. Glücklicher Weise ist die aktuelle Version in dieser Hinsicht wesentlich besser geworden. Seien es die Rasentexturen, die Spielermodelle und Gesichter, kleinere Schatteneffekte auf den Körpern der Spieler oder der Detailreichtum, wie z.B. die Unterschiede in Sachen Schuhwerk. Hässlich dagegen sind nach wie vor die Stadionzuschauer, die aussehen wie schlecht ausgeschnittene Figuren aus Pappe. PES 2010 ist kein Grafikwunder aber es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung.
Spieleranimation und Ballphysik sind wieder auf hohem Niveau, allerdings werden PES Veteranen bezüglich der Spieleranimationen kaum Neuerungen zu sehen bekommen. Hier darf in Zukunft gern dran gearbeitet werden!
Soundtechnisch kann ich persönlich nicht meckern, nur die Kommentatoren Wolf Fuss und Hansi Küpper äußern sich in der ein oder anderen Situation eher unpassend zum Spielgeschehen.
Sonstiges
- Die Menüs haben sich optisch und akustisch wesentlich verbessert im Vergleich zu PES 2008. Dort bekam man auf der Wii noch nervige Synthesizer Mucke geboten. Nun trällern Songs von bekannten Interpreten aus den Boxen. Darunter Keane, Hoobastank oder Kaiser Chiefs.
- Machen Matches gegen einen Freund an einer Konsole immer noch den meisten Spaß, sieht es online dagegen etwas anders aus. Oft war es so, dass einer der Spieler große Probleme mit der Performance hatte. Teilweise ging es fast schon leicht in Richtung Unspielbarkeit. Leider kamen diese Probleme in den bisher über 30 gespielten Online-Matches dann doch recht oft vor. Allerdings habe ich bisher PES 2010 online nur gegen einen Freund gespielt. Evtl. haben andere Gamer weniger Probleme gehabt.
- Konami bietet Updates kostenlos zum Download an, die man ganz einfach herunterladen und damit sein PES 2010 z.B. in Sachen Transfers aktualisieren kann.
Fazit
Keine Frage: Wer nur eine Wii hat und ein realistisches Fussballspiel braucht, soll Fifa 10 wieder ins Regal stellen und muss sich Pro Evolution Soccer 2010 stattdessen zulegen. Aber auch Besitzer anderer Konsolen, sollten sich die Playmaker Steuerung der Wii mal genauer anschauen, denn diese hat es einfach in sich. Es tun sich ganz neue Möglichkeiten auf, die mit einem Controller nicht möglich sind. Wem diese Methode allerdings doch zu anspruchsvoll ist, wird mit auch mit dem Controller glücklich werden. Besonders, im 2-Spielermodus, ist eher die letztere Variante zu empfehlen.
Grafik: 7
Sound: 7
Gameplay: 9
Steuerung: 9
Umfang: 8
Multiplayer: 10
Online: 6
Wertung 88%