14.12.2009
Einsamkeit und Freundschaft in Perfektion
Das einzige Geräusch ist das gleichmäßige Traben deiner Hufen, das mich auf meiner Reise durch dieses weite Land begleitet. Du bist mein einziger Freund in diesem Land. Einem verbotenen Land, das seit Äonen kein Mensch mehr betreten hat. Das sanfte Auf und Ab deines Rückens, auf dem ich sitze beruhigt mich etwas und lenkt mich von dem Schmerz ab, der mich seit dem Tod meiner Geliebten auffrisst.
Die Legende sagt, dass in diesem Land ein Wesen wohnt, das Menschen ihre Seele wieder geben und sie zurück ins Leben holen kann. Deswegen sind wir Beide hier. Wir sind hier, um ein Leben zu retten, das wahrscheinlich längst verloren ist.
Und der Preis dafür ist hoch. Damit das Wesen meine Geliebte retten kann, muss ich sechzehn riesige Kolosse zu Fall bringen. Kolosse, die mir nie etwas zu Leide getan haben, geschweige denn jemand anderem. Und jedes Mal, wenn einer fällt, stirbt ein Stück von mir mit ihm. Jedes Mal verliere ich einen Teil meiner Menschlichkeit.
Aber ich mache weiter. Allein ein weiterer Augenblick mit meiner Geliebten ist all die Strapazen und das Leid wert.
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Shadow of the Colossus als Spiel zu bezeichnen, würde diesem Titel nicht gerecht werden. Bei diesem Stück Software handelt es sich um ein Erlebnis. Zugegeben: Ein Erlebnis, auf das man sich einlassen muss, aber wenn man erst einmal in dem Land -diesem verbotenen Land- drin ist, lässt es einen nicht mehr los.
Zu dicht ist die Atmosphäre, zu emotional das Setting und zu bombastisch die Kämpfe. Manch einer mag sich daran stören, dass es im gesamten Spiel nur 16(!) Gegner gibt, aber gerade das macht den Reiz des Spiels aus. Denn diese Gegner sind so genial in Szene gesetzt, dass es einem die Sprache verschlägt.
Gestern noch bin ich an den Überresten des zweiten Koloss vorbei geritten und musste einfach einen Moment innehalten und ihm gedenken. Welches andere Spiel veranlasst einen Menschen schon zu solch einem Verhalten?
Allerdings ist dieses "Spiel" nichts für unsensible Naturen. Hier wird einem nichts vorgekaut. Weder die Gefühle, noch die Geschichte, noch die Symbolik. Der Spieler wird zum selbstständigen Denken aufgefordert. Und selbst das nicht einmal direkt. Man wird einfach in eine menschenleere Welt geworfen und muss dort alleine zurecht kommen. Nur mit seinem Schwert und einem Bogen bewaffnet.
Und natürlich mit der mächtigsten Waffe von Allen: Freundschaft.
Denn, desto länger man spielt, desto mehr wächst einem Agro, das Pferd ans Herz, denn es ist in dieser großen, weiten und einsamen Welt einfach das einzige Wesen, dem man uneingeschränkt vertrauen kann. Mit zunehmender Spielzeit wächst es einem richtig ans Herz.
Von mir fünf Sterne, da dieses Spielerlebnis seinesgleichen sucht. Da kann nur der (inoffizielle) Vorgänger ICO mithalten.
26.11.2009
Eigentlich ist alles gesagt...
und SOTC gibt es nun ja schon ein paar Jahre, aber es ist für mich das Beste Spiel für die PS2. Diese riesige leere Welt, die bedrückende Atmosphäre und die Kämpfe gegen die Kolosse haben mich ehrlich gesagt geühlsmäßig so berühert, wie es bisher noch kein anderes Spiel geschafft hat und ich bin, was Spiele angeht, eigentlich eher Gefühlskalt. Das man von einer Story mit gerissen wird und voller Spannung weiter spielt, um zu erfahren wie es weiter geht, hat man ja öfters, aber bei SOTC war alles viel intensiver. mir taten diese Giganten eigentlich auch immer leid, nachdem ich sie getötet hatte, denn sie haben einem ja eigentlich nichts getan. Trotzdem musste man diese 16 Giganten töten um der Freundin das Leben zu schenken. Das ist irgendwie traurig.
Shadow of the Colossus ist meiner Meinung nach eines das besten Spiele aller zeiten und ich würde mir wünschen, dass es noch mal für die PlayStation 3 erscheint und zwar genau so, wie es auf der PS2 war, aber mit einer überarbeiteten Grafik. Wenn man die Möglichkeiten hat, sollte man sie auch nutzen ;)
Das musste mal gesagt werden.
Haut rein
09.11.2009
Verwundert
Nach dem ich dieses Spiel recht schnell durchgespielt hatte war ich wirklich verwundert.
Nicht über das Spiel, dass hat mich völlig begeistert! Die Stimmung, die Story, das Gameplay, der Sound, und die trotz des Alters immer noch gute Grafik. Für mich war es ein Hochgenuss SotC zu spielen.
Verwundert war ich mehr über die hier zum teil vertretenen Meinungen.
Dass, das Spiel nicht jedem gefallen kann ist klar. Aber hier wird sich über die Verhunzte Steuerung aufgeregt und darüber wie Katastrophal die Kamera reagieren würde oder wie schwer das spiel sein würde.
Ich bin nun echt kein Überspieler der jedes Game mal so eben ohne Probleme durch zockt, aber Spiel ist wirklich nicht schwer! Als ich mir das Spiel bestellte las ich mir dass alles mal durch und dachte schon, auf was ich mich da wohl einstellen müsste, hab mir zur not sogar ein Lösungsheft besorgt, für den Fall der Fälle. Das Heft hätte ich mir sparen können, hab da nicht einmal rein geschaut.
Ich habe jeden Gegner auf anhieb gefunden und hab für keinen großartig mehr als 30 min gebraucht. Daher kann ich die von manchen beschrieben Schwierigkeiten überhaupt net verstehen. 2 Stunden für ein Koloss(?), wie schafft man dass den, beim zocken eingeschlafen?
Und was Steuerung und Kamera angeht kann ich für mein teil nichts bemängeln. Ist die Kamera immer optimal? nein, aber nichts was man nicht nach justieren könnte. Und die Steuerung ob zu fuß oder zu Ross geht leicht von der Hand.
Oder wer weiß, vielleicht hab ich bisher nur Spiele gezockt wo die Steuerung und die Kamera noch viel Schlimmer waren, dass ich mich so sehr daran gewöhnt hab dass mir das hier nicht mehr auf fällt?
Wer weiß?
Ich für mein Teil kann mich nur den vielen positiven Vorrednern anschließen, dieses Spiel lohnt sich!
15.09.2009
Shadow of the Colossus - unerreichte Spielekunst!
Ich möchte hier meine Eindrücke zu Shadow of the Colossus schildern und versuchen zu beschreiben, warum es das Spiel ist, das die Bezeichnung Spielekunst verdient hat!
Erstmal zur Story, für die die gar nichts mit dem Spiel anfangen können:
Man spielt einen jungen Mann namens Wanda, der sich mit einer toten jungen Frau und seinem Pferd Agro auf eine lange Reise in ein fernes Land begibt, in dem es möglich sein soll, Tote wieder ins Leben zurückzuholen. Nach seiner Ankunft befiehlt ihm eine Stimme, 16 über das Land verteilte Kolosse zu töten, damit ihm sein Wunsch, die junge Frau wieder zum Leben zu erwecken, erfüllt werde.
Das ist auch der einzige Spielinhalt, man verbringt die gesamte Spielzeit damit, die 16 Kolosse zu finden und zu bezwingen. Dabei hilft Wanda sein magisches Schwert, das ihm die Richtung weist und die Schwachstellen der Kolosse offenlegt. Außerdem steht ihm sein einziger treuer Begleiter, das Pferd Agro zur Verfügung und ein Bogen. Die Spielzeit hängt sehr vom eigenen Spielstil ab, zwischen 10 und 20 Stunden ist alles drin, wobei man sich auch weniger oder noch mehr Zeit investieren kann.
Nachdem er seine Aufgabe erhalten hat, liegt also dieses riesige Land vor Wanda. Für die PS2 ist die Präsentation schlicht atemberaubend. Die großen Kritikpunkte sind die schache Texturierung und das starke Flimmern, außerdem ist die Framerate sehr niedrig und leidet des Öfteren unter Einbrüchen. Ansonsten ist die Technik wirklich unglaublich. Eine riesige Welt wird ohne Ladezeiten gestreamt, es gibt Bloom, Motion Blur, eine sehr gelungene Felldarstellung, teilweise zerstörbares Terrain und Physikeinsatz, Sand- und Staub wird aufgewirbelt, Wetterwechsel usw.
Sobald man dann einen Koloss gefunden hat, geht es darum eine Möglichkeit zu finden den Koloss zu besteigen. Am Anfang ist das noch sehr einfach, später muss man teils sehr abstrakt denken und die Umgebung sowieso seine Bewegungsmöglichkeiten voll ausnutzen um überhaupt auf einen Koloss zu kommen. Sobald man ihn dann bestiegen hat, lässt sich das Gameplay wohl am ehesten als Plattforming am lebenden Objekt beschreiben Man hangelt sich am Fell entlang und springt an den mechanischen Teilen hoch, um schließlich seine Schwachstelle(n) zu finden, in die man sein Schwert mehrere Mal hineinstößt. Da man eine Ausdauerleiste hat, die bei Belastung kontinuierlich zurückgeht ist es zudem wichtig immer wieder Stellen zu finden, an denen man verschnaufen kann. Die Kämpfe können Minuten dauern, sie können aber auch Stunden dauern.
Das Gameplay ist im Grunde simpel, steigert sich aber kontinuierlich und wird damit immer komplexer. Später zieht man dann Manöver durch, von denen man am Anfang nur geträumt hat.
Allerdings will ich nicht verleugnen, dass es dort auch einige Probleme gibt. Die Steuerung ist teilweise etwas hackelig und ungenau, außerdem ist die Kamera ein großes Problem, da man sie ständig selbst justieren muss. Ich hatte durchaus einige Frustmomente und habe mein Gamepad einige Male auf den Boden gefeuert Allerdings stellt sich mit der Zeit auch dort ein Lerneffekt ein, nach den ersten Kolossen kommt man schon deutlich besser damit zurecht. Und ein Vorteil der Kamera ist, dass sie einem perfekt das Gefühl vermittelt auf so einem Ungetüm zu sitzen und hilflos herumgeschleudert zu werden.
Soviel zur nüchternen Beschreibung, aber was macht Shadow of the Colossus zu so einem Meisterwerk?
Erst einmal das Setting an sich, keine 08/15-Fantasy, keine Orcs, kein muskelbepackter Held. Der Mut der Entwickler ist bewundernswert, völlig ohne weitere Erklärung wird man in diese unbekannte Welt gestoßen, woraus das Spiel eine wunderbare Atmosphäre zieht. Der Held redet im Spiel fast nichts, es ist ein junger Mann ohne großartige Fähigkeiten, ohne besondere Stärke, nur von dem Wunsch beseelt die Frau wiederzubeleben. Und auch von ihr weiß man nichts, weder sie heißt, noch wer sie ist, seine Schwester, seine Geliebte?
Die Welt ist sehr abwechslungsreich gestaltet. Vom beeindruckenden Anbetungsschrein, zu uralten Gemäuern, von denen oft nur zerfallene Ruinen übrig sind, über dichte Wälder durch deren Blätterdach das Sonnenlicht bricht, zu riesigen, öden Sandwüsten, Geysiren, riesigen Seen, verwachsenen Talkesseln, es ist alles dabei und auch wenn das Spiel ziemlich farbarm und graubraun ist, macht alleine das Erkunden der Welt viel Spaß.
Auch hier ist der Mut der Entwickler wieder zu loben, abseits der Hauptquest gibt es nichts zu tun. Es gibt zwar ein paar Eidechsen die man jagen kann und immer wieder trifft man einen Vogel, aber ansonsten ist man mit seinem Pferd allein in dieser Welt, hört nur das Rauschen des Windes und sonst nichts.
Dann die Kolosse: Man muss sie einfach gesehen haben um es zu glauben! Bei den ersten denkt man ja schon dass sie beeindruckend aussehen, aber was die Entwickler später auspacken toppt das locker. Es gibt kleine, agile, es gibt große, schwerfällige, manche fliegen, manche tauchen durch Sand, manche durch Wasser. Manche beschießen den Spieler, andere versuchen ihn zu zerstampfen. Man weiß nie ob die Kolosse organisch oder mechanisch sind, organische Strukturen wie Fell vermischen sich mit mechanischen wie Körperpanzerung oder riesigen Plattformen auf dem Rücken.
Das Artdesign der Welt, der Kolosse ist schlichtweg unerreicht, kein anderes Spiel schafft es so innovative und dennoch glaubwürdige und beeindruckende Situationen zu erschaffen! Dazu kommt ein phänomenaler Soundtrack, der von emotional traurig zu erhaben majestätisch alle Nuancen des Spiels erfasst.
Beim Spielen macht man Erfahrungen, wie man sie sonst nur aus guten Filmen kennt. Wenn man allein durch die Welt reitet fühlt man sich richtig verloren, die karge Landschaft, das Fehlen von Musikuntermalung, die Einfachheit der Quest und des Gameplays, das erzeugt eine einzigartige, erhabene, melancholische Atmosphäre.
Mehr als einmal wird man sich fragen warum man die Kolosse eigentlich tötet, sie stehen friedlich in der Welt herum, ist es gerechtfertigt für dieses Mädchen diese riesigen Schöpfungen zu töten? Gerade wenn wieder eines dieser gewaltigen Wesen mit einem lauten "Seufzen" vor seinen Füßen zusammenbricht, wird man sich diese Frage stellen.
Das alles sind gewagte Konzepte für ein Spiel, aber sie funktionieren und machen die Großartigkeit dieses Spiels aus!
Die Story macht sich über die gesamte Spielzeit rar, erst kurz vor Ende gibt es eine Zwischensequenz, die das Unwohlsein des Spielers weiter verstärkt. Das alles gipfelt dann in einem der längsten und und wohl besten Enden, die ich je in einem Spiel erleben durfte.
Schockierend (weil es sowohl den Zwiespalt von Wanda als auch des Spielers darlegt), traurig und zugleich doch wunderschön, bleibt es dem gesamten Spiel treu und verrät auch dann nicht viel über die Hindergründe.
Es ist schwer ein Spiel wie Shadow of the Colossus zu beschreiben ohne zu spoilern, ich hofffe es ist mir etwas gelungen die Faszination darzustellen.
Bleibt mir nur noch das obligatorische Fazit zu ziehen:
Shadow of the Colossus ist ein unerreichtes Stück Spielekunst, das jeder echte Spieler gespielt haben muss! Punkt.